gepostet am 7. März 2013
Die Verhältnisse sind gut, zur Zeit hat es viel Schnee in den Dolomiten. Nordseitig liegt bester Pulverschnee. Und das Wetter passt. Also ab nach Sexten. Die Hochbrunnerschneide ist unser heutiges Ziel. Durch das Anfangs weite und flache Fischleintal gehen wir inmitten der senkrechten Felswände der Sextener Dolomiten in Richtung Bacherntal. Es wird steiler und enger und dann nochmals enger. Schlussendlich sind die Ski fast zu lang für die schmale Rinne.
An deren Ausgang lichtet sich das Gelände, wir stehen in einem weiten Hochtal, dem inneren Loch. Dieses führt uns bis zum steilen Gipfelhang, welchen wir zu Fuss bewältigen.
Kurz unterhalb des Gipfels kommen wir angesichts der Lawinenlage ins zweifeln. Wir stehen direkt unterhalb des Grates, es wirkt unendlich steil und vor uns befindet sich ein mächtiges Triebschneepaket. Wir müssen aufpassen. Sonst reissen uns die Schneemassen über senkrechte Felsstufen, bevor wir von ihnen begraben werden. Nein, wir müssen nicht aufpassen, wir können nicht weiter.
Schweren Herzens belassen wir es hiermit, wenige Minuten unterhalb des Gipfels. Uns bleibt die Vorfreude auf eine fantastische Abfahrt. Und etwas Genugtuung verspüre ich über die Gewissheit, im Richtigen Moment umkehren zu können. Besonders im Winter eine mitunter überlebenswichtige Eigenschaft.
Die Abfahrt entpuppt sich als wahre Freude. Wir kurven durch unberührten, lockeren Pulverschnee. Die Rinne am Ende des Bacherntals ist extrem eng, wir aber wollen weite Hänge. Also westlich des Hochleist hinab, dort finden wir sie, die weiten Hänge.
Und weil die Verhältnisse so gut sind, starten wir ein paar Tage später nochmals. Abermals Dolomiten. Diesmal ist die Palagruppe unser Ziel, genauer die Cima dei Bureloni. Eine abwechslungsreiche Tour. Durch das Val Venegiota unterhalb des Passo Valles geht es flach hinein. Am Talschluss angekommen steigen wir über steiles Gelände in Richtung Mulaz, ein ebenfalls lohnender Skitourengipfel. Heute haben wir ein anderes Ziel, also zweigen wir von der Linie ab und erreichen durch eine steile Rinne den Passo delle Farangole.
Auf der Rückseite ein kurz hinunter und wir stehen in einem weiten Kessel, gesäumt von senkrechten Felswänden. Hier wird der Blick zum Gipfel frei. Durch diesen Kessel aufwärts kommen wir der Cima dei Bureloni immer näher.
Im Gipfelbereich werden die Ski wieder auf den Rucksack geschnallt, bei dieser Steilheit die einzige Möglichkeit. Oben angekommen erwartet uns ein fantastischer Rundblick.
Die Abfahrt über den Gipfelhang erfordert unsere volle Konzentration. Stützen verboten! Unterhalb der steilen Flanke befinden sich hohe Felswände. Ein Sturz könnte nicht abgefangen werden und würde unweigerlich zum Absturz führen, vermutlich mit fatalen Folgen. Doch die Schneeverhältnisse passen, unsere Skitechnik auch.
Weiter unten, im flacheren, immer noch steilen Gelände weicht die Anspannung dem Genuss und durch lockeren Pulverschnee gleiten wir zurück zum Ausgangspunkt.
Zwei unvergessliche Touren liegen hinter uns. Touren in einer beeindruckenden Landschaft, die wohl zu recht zum Weltnaturerbe ernannt wurde. Und darin dürfen wir uns bewegen! Und das auch noch bei bestem Pulverschnee. Was will man mehr? Da will man mehr! Meine Gedanken kreisen bereits um die nächsten Ziele. Und angesichts der Felswände rundherum beginnen meine Finger zu kribbeln. Ob sich hiermit das alljährliche Kletterfieber zurückmeldet? Na ja, wenn's gegen Frühjahr geht, wen wundert's?