Klettern am Rosengarten

Ich schaue in den Kalender. 21. Juni steht dort. Ich schaue aus dem Fenster. Mitte April sagt mir mein Gefühl, dem Schnee nach zu urteilen. Der Kalender sagt, in den Dolomiten kann man klettern, mein Blick lässt mich dies nicht glauben. trotzdem. Das Jahr schreitet fort, und irgendwo muss es doch gehen. Südseitig, eher tiefe Lagen. Und auf den Abstieg achten. Dieser führt oftmals durch nordseitige, schattige Rinnen, dort trifft man noch auf Schnee und Eis. Und schwere Schuhe oder gar Steigeisen wollen wir nicht mitschleppen - verhindert ein leichtes Hochsteigen.

Unsere Wahl fällt auf die Südwand der Punta Emma, in der Rosengartengruppe. Dort klettern wir die Stegerroute.

Die ersten Seillängen folgen einer Rampe, welche uns unter die pralle Südwand bringt. Die folgenden Seillängen führen in eleganter Kletterei durch die senkrechte Wand. Luft unter meinen Füßen - ich liebe diese Gefühl. Endlich wieder klettern. Nicht, dass ich Winter und Schnee oder das Skitourengehen nicht auch lieben würde. Aber die Abwechslung macht es. Und dieses Jahr habe ich bereits lange auf's klettern gewartet.

Wir sind alleine in der Wand. Unten am Wanderweg nur ab und zu ein paar Menschen. Die Übergänge sind kaum gangbar. Und so können wir das klettern in aller Stille genießen - in dieser Wand hat dies Seltenheitswert!

Die Kletterei führt durch senkrechte, kompakte Wände, lässt und Halt in Rissen suchen oder über Platten klettern. Niemals richtig schwer, aber auch nie richtig leicht.

Nach fünf Seillängen lassen wir die Senkrechte Wand hinter uns und erreichen leichteres Gelände. Der Gipfel ist nahe. Wir genießen den Fernblick und staunen über den vielen Schnee (fast) mitten im Sommer.

Der Abstieg führt uns, na wohin wohl? Genau! In den Schnee. Nach einer Abseilstelle landen wir in einer schneegefüllten Rinne. Wir steigen an deren Rand über die Felsen ab. Üblicherweise kann man durch die Rinne abklettern. Heute müssen wir uns unseren Weg suchen, mal links, mal rechts.

Dann erreichen wir den Wanderweg, der vom Gartl zur Vajolethütte führt. Üblicherweise geht's nun über diesen nach unten. Heute können wir auf Schneefelder ausweichen. In Windeseile rutschen wir auf unseren Schuhen nach unten - der viele Schnee bringt durchaus auch seine Vorteile.